„Wir halten die Entscheidung, das Russische Olympische Komitee für die Winterspiele 2018 zu sperren, für vollkommen richtig. Den Start von über 160 Athletinnen und Athleten unter neutraler Flagge mit dem Namen „Olympische Athleten aus Russland“, halten wir allerdings für die falsche Antwort auf ein nachgewiesenes Betrugssystem über viele Jahre hinweg. Der Entscheidungsprozess des IOC hin zur Zulassung der russischen Athleten war aus unserer Sicht nicht transparent und kam viel zu spät“, sagte Dr. Andrea Gotzmann Vorstandsvorsitzende der NADA Deutschland: „Im gesamten Kontext wird zudem der Zeitraum nach den Olympischen Spielen ausgeklammert. Es kann nicht sein, dass einige russische Sportlerinnen und Sportler nicht in PyeongChang teilnehmen dürfen, aber vorher und nachher in Weltcup-Wettbewerben starten. Hier greifen die Sanktionsmechanismen überhaupt nicht und werden letztendlich ad absurdum geführt.“
„Die aktuellen Geschehnisse, dazu gehören neben der Zulassung russischer Sportlerinnen und Sportler die jüngsten Entscheidungen des Internationalen Sportschiedsgerichts sowie die Verschlussproblematik bei Dopingkontrollproben, tragen enorm zur Verunsicherung der Athleten bei“, so Mag. Michael Cepic, Geschäftsführer der NADA Austria: „Wir müssen den Athletinnen und Athleten das Vertrauen in die Anti-Doping-Arbeit zurückgeben. Das funktioniert nur mit unabhängigen Anti-Doping-Organisationen, die außerhalb der Sportverbände agieren. Zudem muss die WADA gestärkt werden, um bei Nichteinhaltung der Vorgaben des Codes nachhaltige Sanktionen umsetzen zu können.“
Zusammen mit Antidoping Schweiz haben NADA Deutschland und NADA Austria im Rahmen der D-A-CH-Kooperation die Olympia-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer aller drei Länder mit einem gemeinsamen E-Learning-Programms geschult. Weiter wurden gezielte Schulungen sowie Infostände bei den Einkleidungen angeboten. „Nur aufgeklärte Sportlerinnen und Sportler können sich aktiv gegen Doping aussprechen. Daher legen wir einen großen Fokus unserer Arbeit auf die Aufklärungsarbeit – auch von Olympiakandidaten“, sagte Cepic.
Zudem wurden im Vorfeld der Olympischen Winterspiele in PyeongChang umfangreiche Testprogramme durch die NADA Deutschland und die NADA Austria initiiert. Sowohl in der unmittelbaren, als auch in der langfristigen Vorbereitung sind unangekündigte Trainingskontrollen wichtiger Bestandteil einer intelligenten und zielgerichteten Anti-Doping-Arbeit.
Die NADA Deutschland hat bei den 156 deutschen Olympiateilnehmern seit April 2017 1.049 Proben [657 Kontrollen] genommen, wobei 53 Athletinnen und Athleten aus Sportarten der höchsten Risikokategorie bis zu 10-mal kontrolliert wurden [644 Proben; 313 Kontrollen]. Insgesamt wurden bei den 415 potenziellen Olympiakandidaten 1.719 Proben [1.111 Kontrollen] genommen. Zudem wurden Proben aller Olympia-Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Langzeitlagerung überführt.
Bei den 105 österreichischen Olympiastartern wurden von der NADA Austria seit Jänner 2017 insgesamt 344 Proben gezogen, Athletinnen und Athleten in Risikosportarten wurden bis zu 12 Mal kontrolliert. Bei den potenziellen Olympiakandidaten („Longlist“) wurden rund 550 Proben gezogen.
Zusätzlich wurden die deutschen und österreichischen Athletinnen und Athleten von den jeweils zuständigen internationalen Fachverbänden kontrolliert. Mit der Eröffnung des Olympischen Dorfes am 01. Februar 2018 übernahm das IOC die Kontrolltätigkeit bis zum Ende der Spiele.
Weiterhin wurden in beiden Ländern spezielle Zusatzanalysen durchgeführt und Analysedaten des Biologischen Athletenpasses (ABP: Athlete Biological Passport) systematisch ausgewertet. „Man sollte sich nicht nur sportlich für Wettwerbe qualifizieren, sondern auch in der Anti-Doping-Arbeit. Dafür müssen zumindest die gültigen Standards weltweit umgesetzt werden. Wir bezweifeln mit Blick auf die jüngst veröffentlichten Daten, dass dies der Fall ist,“ sagte Gotzmann: „Wir werden gemeinsam mit den führenden Nationalen Anti-Doping-Organisationen die Umsetzung weiter einfordern und bei Nichterfüllung auf Sanktionen bestehen.“