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Wer dopt?

zurück Bild zeigt den Oberkörper eines Bodybuilders

Der Einsatz (illegaler) Mittel zur Leistungssteigerung ist prinzipiell nicht auf bestimmte Sportarten, Leistungsniveaus, Gesellschafts- oder Altersschichten beschränkt. Empirisch belastbare Aussagen zur tatsächlichen Verbreitung in den jeweiligen Bereichen sind allerdings Mangelware.

Doping ist kein modernes Problem. Beschreibungen in der norwegischen Mythologie zufolge war der Gebrauch von Substanzen zur körperlichen Leistungssteigerung schon bei den Berserkern üblich. Sie sollen zu diesem Zweck die Substanz Bufotenin eingenommen haben. Bufotenin ist ein Inhaltsstoff im Hautsekret von Kröten und kommt auch in Pflanzen vor, z. B. in Knollenblätterpilzen.

Historische Entwicklung

Im griechischen Altertum gab es Spezialisten - vergleichbar mit den heutigen Sportmediziner:innen -, die den Athleten spezielle Nahrungsbestandteile zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit anboten, die zur damaligen Zeit als dringend erforderlich galten. Athleten versuchten, ihre Kraft zu steigern, indem sie unterschiedliche Formen von Fleisch (z.B. Stierhoden) aßen.

Während der Olympischen Spiele im 3. Jahrhundert v. Chr. versuchten die Athleten, ihre Leistungsfähigkeit mit Pilzen zu steigern. Philostratos berichtet, dass die Ärzte bei der Vorbereitung der Athleten für die Spiele ausgesprochen hilfreich waren und dass Köche Brote mit schmerzstillenden Eigenschaften herstellten. Im 1. Jahrhundert n. Chr. sollen griechische Läufer einen Kräutertee zu sich genommen haben, um ihre Stärke und ihre Ausdauerleistungsfähigkeit zu erhöhen. Weitere Informationen aus dieser Zeit sind sehr schwer zu finden, da das Dopingwissen von Priestern unter Verschluss gehalten wurde.

Der Gebrauch von Dopingmitteln in der römischen Geschichte ist ebenfalls dokumentiert. Streitwagenfahrer fütterten ihre Pferde zur Leistungssteigerung mit unterschiedlichen Mixturen. Gladiatoren verwendeten ebenfalls leistungssteigernde oder aufputschende Mittel gegen Müdigkeit und Verletzungen.

Der Legende nach sollen die Inkas die 1750 Kilometer lange Strecke von ihrer Hauptstadt Cuzco nach Quito in Ecuador in fünf Tagen bewältigt haben - und das vor allem deshalb, weil sie beim Rennen Coca-Blätter kauten. Bei solch einer Laufleistung hätten die Inkas allerdings über fünf Tage einen Schnitt von 15 Kilometer pro Stunde halten müssen. Das war und ist physiologisch unmöglich. Das Kauen von Coca-Blättern wirkt aber tatsächlich stimulierend. Weiters wurden und werden Peytol, Guarana, und Yoco gezielt verwendet.

Bei all diesen Fällen kann allerdings nicht von Doping gesprochen werden, da es keine Beschränkungen oder Regeln gab. Es zeigt sich aber, dass eine Leistungssteigerung mit körperfremden Substanzen auch früher schon versucht wurde.

Doping nur im Spitzensport?

Doping und dopingäquivalentes Verhalten lässt sich sowohl im Spitzensport, als auch im Breiten- und Freizeitsport sowie im Nachwuchssport erkennen. Zudem greift eine Reduktion auf den sportlichen Kontext viel zu kurz. Allgemeingültige Aussagen über die tatsächliche Verbreitung können zwar nicht getroffen werden, Berichte, Studien und Statistiken über den Konsum leistungssteigernder Substanzen in der Gesellschaft, im Showbusiness, im Polizei-, Sicherheits- und Militärbereich sowie in der Tierhaltung geben aber Hinweise darauf, dass Doping im Sport lediglich als eine Ausprägungsform eines viel weiter gefassten Phänomens zu betrachten ist.

Als eines der größten Probleme ist sicherlich die Anwendung von anabolen Steroiden (Anabolika) und anderen Hormonen zu sehen, dies zeigt sich auch an den Beschlagnahmungszahlen der staatlichen Ermittlungsbehörden (Zoll, Polizei, etc.). Im Vordergrund steht dabei weniger die sportliche Leistungssteigerung sondern das Bestreben, den Körper nach den eigenen Vorstellungen zu formen.

Doping vs. Substanzmissbrauch

Der Begriff „Doping“ ist für den organisierten Sportbereich reserviert. Außerhalb dieses gesellschaftlichen Teilsystems wird von „Substanzmissbrauch“ gesprochen, auch wenn die verwendeten Substanzen oder die Motiv-Lagen oftmals übereinstimmen.

Dass die Leistungssteigerung außerhalb des Sports gesellschaftlich durchaus akzeptiert ist, zeigt sich nicht zuletzt an der, mit dem euphemistischen Begriff „Neuro-Enhancement“ betitelten Absicht, die kognitiven Fähigkeiten zu manipulieren.

Der naive Glaube an die uneingeschränkte Wirksamkeit von pharmazeutischen Substanzen geht soweit, dass Aufputschmittel, Antidepressiva, bewusstseinsverändernde Drogen, Schlafmittel, Haarwuchsmittel, Erektionshilfen und Schlankheitspillen beinahe bedenkenlos eingenommen werden. Ziel ist die Beseitigung unerwünschter Körperzustände oder Bedürfnisse, um fit für die Anstrengungen des Lebens zu sein.

Weiterführende Links:

Multimediale Lernplattform aktiv.nada.at

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