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Schmerzmittel

zurück Bild zeigt Blisterschachtel mit Schmerzmittel

Derzeit stehen vorwiegend schwere Schmerzmittel wie Narkotika auf der Liste der verbotenen Substanzen und Methoden. Im Wettkampf sind - abhängig von der Art der Anwendung - aber auch Glukokortikoide ("Kortison") verboten.

Glukokortikoide sind im Wettkampf verboten, wenn sie auf jeglichem injizierbaren, oralen oder rektalen Weg verabreicht werden. Oral umfasst dabei auch oromukosal (zum Beispiel bukkal, gingival, sublingual). 

In den letzten Jahren wurde immer wieder Kritik am scheinbar sorglosen Einsatz von Schmerzmitteln laut. Wie weit verbreitet der Gebrauch von Schmerzmitteln in manchen Sportarten ist, zeigen etwa Belege aus dem Fußball. Einer Studie der FIFA zufolge haben 34,6 Prozent aller Spieler der Fußball-WM 2010 schmerz- und entzündungshemmende Präparate genommen. 2006 waren es "nur" 29 Prozent gewesen. Zudem würden rund 20 bis 25 Prozent der Nachwuchsspieler (U-17-Stufe) Schmerzmittel anwenden. Bei darauffolgenden Untersuchungen zeigte sich ein ähnliches Bild (Oester et al (2019), Vaso et al (2015), Tscholl & Dvorsak (2012)).

Der Fußball dient hier nur als Beispiel, das besonders gut untersucht ist. Für andere Sportarten gibt es weniger oder gar keine Studien, das bedeutet aber nicht, dass der Gebrauch von Schmerzmitteln dort kein Thema wäre.

Betroffen ist aber nicht nur der Spitzensport: Bei einer Studie im Rahmen des Bonn-Marathons 2009, die an 1.000 Läufer:innen durchgeführt wurde, gaben 60 Prozent der Teilnehmer:innen an, dass sie vor dem Start Medikamente gegen die Schmerzen in Gelenken und Muskeln eingenommen hatten (Küster et al (2013). Bei einer Marathon-Veranstaltung im deutschen Sauerland wurden die Teilnehmer:innen im Rahmen der Online-Anmeldung befragt. Von den 669 Läufer:innen (562 Männer, 107 Frauen, Durchschnittsalter 39,2), die an der Untersuchung teilnahmen, gaben 53,2 Prozent der Frauen und 41,3 der Männer an, dass sie Schmerzmittel nehmen (Steuer et al., 2009).

Stellungnahme der Ethikkommission der NADA Austria

Die Ethikkommission der NADA Austria hat sich ausführlich mit dem Thema auseinandergesetzt. Neben den gesundheitlichen Risiken stellt sich vor allem auch die Frage warum Schmerzmittel genommen werden und ob sie die sportlichen Leistung beeinflussen.

In den vergangenen Jahren wurde immer wieder über die Verbreitung und Häufigkeit der Anwendung von Schmerzmitteln im Sport debattiert. Die NADA-Ethik beteiligt sich prinzipiell nicht an diesen Zahlenspielen, sondern beleuchtet die unterschiedlichen Aspekte dieses Phänomens.

Zunächst gilt es nach Sportbereichen und Zielsetzungen zu differenzieren. Im Spitzensport stehen neben Leistung, Erfolgen und Rekorden auch finanzielle Beweggründe im Vordergrund. Schmerzen sind Alarmsignale des Körpers. Sie dokumentieren ein Missverhältnis zwischen Belastung durch Training und Wettkampf und der Regeneration des Organismus. Deshalb kann chronischer Schmerzmittelgebrauch zu schweren Verletzungen und oft dadurch auch zu Beendigung der Karriere führen.

Wenn Spitzensport nur noch mit Schmerzmitteln betrieben werden kann, weil die Leistungen ohne diese Mittel gar nicht mehr erbracht werden könnten, stellt sich die Frage, ob diese Praxis in die Nähe der Dopingdefinition gerät. Wo die Toleranzgrenze für den medizinisch indizierten Einsatz von Schmerzmitteln liegt, kann schwerlich für alle Fälle objektiv und eindeutig geklärt werden.

Im Breitensport treten finanzielle Interessen und Motive in den Hintergrund. Gesundheit und Freude an der Bewegung sollten die dominierenden Werte sein. Für einen Teil der Sportler:innen hat aber auch ein ausgeprägter Leistungsgedanke zentrale Bedeutung. Daher verwundet es nicht, dass Schmerzmittel auch in diesem Sportbereich ein Thema sind.

Die gesundheitlichen Risiken der Schmerzmittelanwendung betreffen letztendlich beide Sportbereiche gleich. Paradoxerweise sind Breitensportler:innen sogar gefährdeter, da sie in der Regel keine (sport-)medizinische Betreuung in Anspruch nehmen und daher Schmerzmittel auch ohne medizinische Indikation vielfach auch „präventiv“, um möglicherweise auftretende Schmerzen zu unterdrücken, eingenommen werden.

Oft sind sich die Anwender:innen nicht bewusst, dass Schmerzmittel schwere, systematische Nebenwirkungen wie z.B. akutes Nierenversagen (bei Flüssigkeitsmangel – Hitze), Blutungen des Magen-Darm-Traktes, Geschwüre und Durchbrüche, erhöhtes Risiko für Herzanfälle („Herzinfarkt") oder Schlaganfälle, Verschlechterung der Leberfunktion, Beeinflussung der Blutungsneigung nach größeren chirurgischen Eingriffen und Verletzungen, Gewichtszunahme durch Flüssigkeitsretention und schweren akute Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. anaphylaktischer Schock) hervorrufen können. Zudem zeigen wissenschaftliche Studien, dass sich der erwünschte Trainingseffekt mit Leistungssteigerung unter der Anwendung von Schmerzmitteln vermindern kann.

Unbestritten ist, dass Schmerzmittel für gewisse Indikationen und Situationen ihre Berechtigung haben. Sie sind daher aus Sicht der NADA-Ethik auch – sofern sie nicht auf der Verbotsliste stehen - nicht generalisierend als „Doping light“ anzusehen. Liegt keine medizinische Indikation vor, liegt aber die missbräuchliche Verwendung von Medikamenten vor. Jede:r Sportler:in, egal auf welchem Leistungsniveau, sollte - wie bei jedem Einsatz von Medikamenten - sehr genau abwägen, was das Motiv der Anwendung ist und ob dieses mit den eigenen Werten und Zielen übereinstimmt.


Link:

Verboten oder erlaubt? Medikamente und Substanzen einfach und unkompliziert prüfen! Die "MedApp" der NADA Austria hilft Sportler:innen sowie deren Betreuer:innen, Trainer:innen, Ärzt:innen und Eltern österreichische Medikamente einfach und schnell auf verbotene Substanzen zu überprüfen.

Medikamentenabfrage der NADA Austria

MedApp der NADA Austria

 

Quellen:

Oester, C., Weber, A., & Vaso, M. (2019). Retrospective study of the use of medication and supplements during the 2018 FIFA World Cup Russia. BMJ open sport & exercise medicine, 5(1), e000609. https://doi.org/10.1136/bmjsem-2019-000609 

Vaso, M., Weber, A., Tscholl, P. M., Junge, A., & Dvorak, J. (2015). Use and abuse of medication during 2014 FIFA World Cup Brazil: a retrospective survey. BMJ open, 5(9), e007608. https://doi.org/10.1136/bmjopen-2015-007608 

Tscholl, P. M., & Dvorak, J. (2012). Abuse of medication during international football competition in 2010 - lesson not learned. British journal of sports medicine, 46(16), 1140–1141. https://doi.org/10.1136/bjsports-2011-090806 

Küster, M., Renner, B., Oppel, P., Niederweis, U., & Brune, K. (2013). Consumption of analgesics before a marathon and the incidence of cardiovascular, gastrointestinal and renal problems: a cohort study. BMJ open3(4), e002090. https://doi.org/10.1136/bmjopen-2012-002090 

Steuer, M., Höltke, V., Hömberg, K & Jakob, E. (2009). Befragung zum Konsum von NEM und Medikamenten im Freizeit- und Breitensport. In: Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 60. Jg., H. 07 - 08, S. 222 - 223.

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