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Nikotin

zurück Bild zeigt eine ausgedrückte Zigarette

Die unter anderem auch in Zigaretten enthaltene Substanz Nikotin steht zwar nicht auf der Verbotsliste, wurde aber mit 1. Jänner 2012 in das Monitoring Programm der WADA aufgenommen. Die NADA Austria empfiehlt allen Sportler:innen, auf den Konsum von Nikotin und Tabak in jeglicher Form zu verzichten, um die eigene Gesundheit und Leistungsfähigkeit langfristig zu schützen.

Snus sind kleine Beutel, die zwischen Zahnfleisch und Oberlippe geklemmt werden und neben anderen Inhaltsstoffen vor allem Tabak und Nikotin enthalten. In den letzten Jahren sind Nikotin-Beutel, auch als Nicotine Pouches bekannt, immer beliebter geworden – besonders bei jungen Menschen und im Sportumfeld. Diese kleinen Beutel versprechen eine rauchfreie Alternative zu herkömmlichen Tabakprodukten. Doch die Verwendung dieser Produkte birgt Risiken, insbesondere auch für Sportler:innen.

Nikotin-Beutel enthalten keinen Tabak, weshalb sie häufig als gesündere Option beworben werden. Doch auch ohne Tabak bleibt Nikotin ein starkes Suchtmittel, das zahlreiche gesundheitliche Folgen haben kann. Dazu gehören eine erhöhte Herzfrequenz, Blutdruckanstieg sowie negative Auswirkungen auf die Atemwege und die allgemeine Leistungsfähigkeit.

Nikotin im Sport: Ein unterschätztes Problem

Nikotin steht nicht auf der Liste der verbotenen Substanzen der Welt Anti-Doping Agentur (WADA), ist aber seit 2012 im Monitoring Program der WADA. Damit werden bei der Analyse der Dopingproben gewisse Substanzen wie Nikotin mituntersucht, um Hinweise auf einen möglichen Missbrauch zur Leistungssteigerung im Sport zu erhalten. Lässt sich aus den gewonnenen Daten und weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen belegen, dass die betreffende Substanz zur Leistungssteigerung im Sport eingesetzt wird, so erfolgt eine Aufnahme in die Verbotsliste.

Einer der Auslöser für die Aufnahme von Nikotin in das Monitoring Programm war eine Studie des Dopingkontrolllabors in Lausanne. Eine Untersuchung von 2.185 Urinproben aus dem Jahr 2010 und 2011 hatte ergeben, das 23 Prozent der Dopingkontrollen aus insgesamt 43 verschiedenen Disziplinen Spuren von Nikotin aufwiesen. 18,3 Prozent der analysierten Proben ließen darauf schließen, dass die Sportler:innen in den letzten 3 Tagen Nikotinprodukte konsumiert hatten. 15,3 Prozent der Werte belegten, dass die betreffenden Sportler:innen unmittelbar vor oder während des Wettkampfes Nikotin angewendet hatten, vermutlich mit leistungssteigernder Absicht. Je nach Sportart variierte der Einsatz der Substanz zwischen 19 bis 55,6 Prozent der untersuchten Proben, wobei American Football (55,6 %) deutlich vor Eishockey und Ringen (je 32 %), Bobfahren (30 %), Kunstturnen (29%), Rugby (28%), Ski Alpin (26 %) und Basketball (25 %) lag (Marclay, et al., 2011).

Im Zuge der Eishockey-WM 2009 hatten die Forscher:innen der vorgenannten Studie herausgefunden, dass 53 Prozent der Spieler kurz vor oder während des Spiels Nikotin-Produkte konsumiert hatten. In der Sportszene ist der Nikotin-Gebrauch ein offenes Geheimnis, besonders der Einsatz von Nikotinbeutel oder Snus-Präparaten erfreut sich auch bei jungen Sportler:innen großer Beliebtheit (ORF.at, 17.2.2012).  

Warum verwenden Sportler:innen Nikotin?

Nikotin wirkt stimulierend, erhöht den Puls und den Blutdruck und steigert den Adrenalinspiegel. Es kann Entspannung, Glücksgefühle und/oder Aufmerksamkeit auslösen. Einige Sportler:innen greifen zu Nikotin-Beuteln und Snus, um Konzentration und Stressmanagement zu verbessern.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Nikotin kann die Sauerstoffversorgung des Körpers beeinträchtigen, was etwa in Ausdauersportarten zu Leistungseinbußen führen kann. Studien zeigen, dass Nikotin nicht nur die sportliche Leistung beeinträchtigen kann, sondern auch langfristige gesundheitliche Schäden mit sich bringt. Zur gesundheitlichen Schädlichkeit von Nikotinbeutel und Snus gibt es noch wenige verlässlichen Langzeitstudien, Beobachtungsstudien zeigen aber erhöhte Krebsraten, etwa Bauchspeicheldrüsenkrebs. Weiterhin legen Studien nahe, dass der Snus-Konsum sich wie das Rauchen negativ auf das Herz-Kreislaufsystem auswirkt. Alle allgemeinen Folgen des Konsums von Nikotin gelten auch für Nikotinbeutel und Snus. Vor diesem Hintergrund ist eine Verharmlosung ("Gesünder als Rauchen") wissenschaftlich nicht haltbar.

Darüber hinaus kann der Konsum dieser Produkte schnell zur Abhängigkeit führen. Snus und Nikotin-Beutel werden von Drogenberatungsstellen als Einstiegsdroge klassifiziert. Snus und Nikotinbeutel machen durch das enthaltene Nikotin in ähnlichem Maße abhängig wie Zigarettenkonsum. Besorgniserregend ist vor allem, dass die diese Mittel fallweise bereits im frühen Jugendalter verwendet werden. 

Auch Dopingkarrieren beginnen meist mit kleinen Schritten. Begonnen wird mit vermeintlich harmlosen Substanzen, reichen diese nicht mehr aus, so beginnt die Suche nach wirkungsvolleren, stärkeren Mitteln. Wie alle Produkte, die bewusst zur Leistungssteigerung eingesetzt werden, bergen auch Nikotin-Beutel und Snus das Risiko, eine Dopingmentalität zu entwickeln.

Verbote in Schulen und Sportorganisationen

Nikotin steht derzeit nicht auf der Verbotsliste der WADA, es gibt aber viele Schulen und Sportorganisationen, die Snus und Nikotinbeutel verbieten, insbesondere auch für Jugendliche. Als Konsequenzen drohen mitunter Schulausschlüsse oder Teilnahmeverbote an Wettkämpfen.

Warum können Snus und Nikotin-Beutel überhaupt gekauft werden?

Nikotinbeutel mit Tabak (= Snus) dürfen innerhalb der EU (außer in Schweden) nicht verkauft werden.​ Aufgrund der europäischen "Tabakrecht-Richtlinie 2001/37/EU" ist das gewerbliche In-Umlauf-Bringen von Snus in der gesamten Europäischen Union (mit Ausnahme von Schweden) verboten. Verboten ist somit der Verkauf, nicht aber der Konsum.

Nikotinbeutel ohne Tabak sind in Österreich frei verkäuflich. Sie enthalten Nikotin, aber eben keinen Tabak. Vom österreichischen Tabak- und Nichtraucher:innenschutzgesetz (TNRSG) sind sie derzeit nicht erfasst. Mangels Tabak fallen sie nicht in die Definition „Tabakerzeugnisse“ und mangels Erhitzung fallen sie nicht in die Definition von „Verwandten Erzeugnissen“, zu denen E-Zigaretten zählen. Auch die EU-Tabakprodukte-Richtlinie regelt Nikotinbeutel bislang nicht.

Einzelne Bundesländer haben im Sinne des Jugendschutzes erste gesetzliche Grundlagen zur Einschränkung des Verkaufs getroffen, aus Sicht der NADA Austria bedarf es hier einer österreichweiten Regelung für Verkauf und Werbung mit entsprechenden Konsequenzen.

NADA Austria warnt vor den Risiken

Die NADA Austria rät dringend davon ab, Nikotin-Beutel zu konsumieren. Auch wenn sie derzeit nicht verboten sind, können sie sich negativ auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Sportler:innen auswirken. Insbesondere junge Sportler:innen sollten sich der potenziellen Gefahren bewusst sein. 

Nikotin-Beutel mögen als „harmloser“ Ersatz für Zigaretten oder andere Tabakprodukte erscheinen, doch sie bergen ernsthafte gesundheitliche Risiken – vor allem im Sport. Die NADA Austria empfiehlt allen Sportler:innen, auf den Konsum von Nikotin und Tabak in jeglicher Form zu verzichten, um die eigene Gesundheit und Leistungsfähigkeit langfristig zu schützen.

Weiterführende Hinweise:

Das österreichweite Rauchfrei-Telefon klärt ausführlich zum Thema Tabak- und Nikotinprodukt auf und zeigt Möglichkeiten zur Entwöhnung auf: https://rauchfrei.at 

 

Quellen:

Marclay, F., Grata, E., Perrenoud, L. & Saugy, M. (2012). A one-year monitoring of nicotine use in sport: Frontier between potential performance enhancement and addiction issues. Forensic Science International, Volume 213, Issue 1 , S. 73-84.

ORF.at (2012). Nikotin als Dopingmittel? 17.2.2012. Zugriff am 21.10.2014 unter http://science.orf.at/stories/1694744

vivid.at (2022).  Nikotinbeutel Zugriff am 26.04.2023 unter https://www.vivid.at/thema/tabak/produkte-mit-nikotin/nikotinbeutel/#:~:text=Nikotinbeutel%20sind%20erst%20seit%202019,Ihr%20Konsum%20ist%20legal.

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